Basisbesatz

Für einen nachhaltigen Populationsaufbau im Rhein wird der Besatz fortgeführt. Derzeit ist der Bestand noch nicht groß genug, um sich über natürliche Reproduktion selbst zu tragen. Hierzu werden, wie bislang, die Maifischlarven aus der Zucht in Bruch (Frankreich) gewonnen. Dort werden jährlich neue Elterntiere (ca. 80) aus dem Gironde-Garonne-Dordogne-System entnommen und künstlich zum Ablaichen gebracht. Auf diesem Weg sollen jedes Jahr 1 Million Maifischlarven für den Besatz im Rhein gewonnen werden, die genaue Zahl schwankt jedoch in Abhängigkeit äußerer Faktoren (z.B. hydro-klimatische Bedingungen, Kondition der Elterntiere). Die Produktion und Lieferung der Larven erfolgt durch die Association MIGADO. Der Besatz wird durch die Projektleitung beim Rheinischen Fischereiverband von 1880 e.V. koordiniert und gemeinsam mit Partnern entlang des Rheines durchgeführt.

Laichmonitoring

Das Laichmonitoring basiert auf Zählungen der sogenannten „Bulls“, dem charakteristischen Platschen der Maifische durch das Schlagen mit den Schwanzflossen an der Wasseroberfläche während des Laichvorgangs. Durch die Auswertung akustischer Aufzeichnungen des „Bulls“ lässt sich mit einer speziellen Software die Anzahl der laichenden Maifische ermitteln. Diese Art des Monitorings wird in Frankreich bereits erfolgreich angewandt. Im Rhein muss die Methode noch etabliert werden. Allein im Rheinkorridor wurden zwischen den Flusskilometern 873 (Waal, NL) und 349 (unterhalb Staustufe Iffezheim) rund 70 potenzielle Laichplätze kartiert. Die erste Herausforderung besteht darin, innerhalb dieser immensen Fläche die rezenten Laichplätze zu identifizieren. Im nächsten Schritt werden dann daraus Standorte für das dauerhafte akustische Monitoring ausgewählt. Die Association MIGADO übernimmt hierbei die technische Beratung und die Schulung der Monitoring Teams, da sie das Bull-Monitoring bereits in der Garonne und der Dordogne erfolgreich betreiben. Für die Umsetzung und die Koordination des Laichmonitorings ist der Umweltcampus Birkenfeld (Hochschule Trier) zuständig.

Jungfischmonitoring und Gewinnung von Maifischprobenmaterial aus dem Rhein

Aufgrund der pelagischen Lebensweise ist der Fang von Maifischen zur Gewinnung von Probenmaterial  mitunter sehr aufwendig. Herkömmliche Methoden zur Bestandserfassung waren beim Maifisch bislang nicht zielführend. Da die Mehrzahl aller Maifischmeldungen in der jüngeren Vergangenheit von Berufs- und Nebenerwerbsfischern ausging, werden die verbliebenen Fischer entlang des Rheins in das Monitoring eingebunden. Die Fischer erhalten eine Prämie von 100 € je Maifisch für den Nachweis adulter oder juveniler Maifische. Aber auch Totfunde und Fänge durch Angler, Schiffer, Wassersportler, Spaziergänger und Erholungssuchende werden gerne genutzt und ebenfalls mit einer Prämie von 100 € vergütet. Zur besseren Identifikation wird eine Bestimmungshilfe zur Verfügung gestellt. Funde können bei der Projektleitung, idealerweise mit einem Belegfoto, gemeldet werden. Die Maifische sollten sich in einem verwertbaren Zustand befinden (am besten tiefgefroren) und sowohl Fangdatum, -ort und –umstände mit angegeben werden. Seit 2019 wird auch Probenmaterial aus dem Fischpass Gambsheim durch die Association Saumon-Rhin zur Verfügung gestellt. Die Informationen zu den Proben werden durch den Rheinischen Fischereiverband von 1880 e.V. gesammelt und an das Institut für Umweltwissenschaften (Universität Landau) weiter geleitet. Hier wir die Probenabholung und Lagerung  sowie die weiteren Analysen koordiniert. Dabei werden auch alle fischereiökologisch wichtigen Maße erfasst. Im Jahr 2019 startet ein vom Rheinischen Fischereiverband von 1880 e.V. koordiniertes Projekt in dem die Schokker- und Hamenfischerei zum gezielten Nachweis und zum Monitoring der Bestände diadromer Arten der FFH-Richtlinie, darunter auch der Maifisch, genutzt wird. Hierdurch ergeben sich wichtige Synergien zum Maifischprojekt, wie eine Ausweitung des Jungfischmonitorings und die Gewinnung von zusätzlichem Probenmaterial für die nachgelagerten Untersuchungen.

Genetische Untersuchungen: Parental assignment

Die Unterscheidung von Besatzfischen und Fischen aus natürlicher Reproduktion ermöglicht es, die Bestandsentwicklung im Rhein zu verfolgen. Hierzu werden anhand von Mikrosatellitenanalysen die genetischen Profile aller Elterntiere aus der Zucht im französischen Bruch erstellt. Gegen diese Datenbank können dann, mittels Parental Assignment, die genetischen Profile der Maifischfänge aus dem Rhein (Jungfische und Rückkehrer) abgeglichen werden. Können die Proben keinen Eltern aus der Zucht zugeordnet werden, stammen sie aus natürlicher Reproduktion im Rhein. Das Verfahren ist vergleichbar mit dem Vaterschaftstest, der auch bei Menschen angewendet wird, wird hier aber für beide Elterntiere benutzt. Anhand der hierbei gewonnenen genetischen Daten wird auch die genetische Diversität im Rhein und in der französischen Zucht gemonitort. Die genetischen Analysen und das Parental Assignment wurden für den Maifisch am Institut für Umweltwissenschaften (Universität Landau) etabliert und werden auch dort durchgeführt.

Mikrochemische Analysen

Um ein besseres Verständnis der Lebensgeschichte der Maifische zu erhalten und zusätzlich den Erfolg des Wiederansiedlungsprogramms zu überprüfen, werden mikrochemische Analysen an Otolithen (letal) und Schuppen (nicht letal) durchgeführt. Analysiert werden sowohl die juvenilen als auch die adulten Maifische, die im Rhein und seinen Zuflüssen gefangen werden. Ein Ziel der Analysen ist die Abwanderung der juvenilen Maifische untersuchen. Hierzu wird das Alter der juvenilen Maifische (in Tagen) anhand der Otolithen bestimmt. Mittels Massenspektrometrie (LA-ICP-MS) werden Elementkonzentrationen (Calcium (Ca), Strontium (Sr), Barium (Ba) und Mangan (Mn)) entlang der Wachstumsachse gemessen und mit den entsprechenden Messungen aus dem Wasser verschiedener Habitate verglichen. Mit diesen Daten lässt sich das Wanderverhalten der juvenilen Maifische zeitlich aufschlüsseln. Identische Analysen werden mit den Schuppen durchgeführt und mit den Ergebnissen der Otolithenanlysen verglichen. Zum Anderen sollen adulte Maifische die nicht aus dem Rhein stammen mittels mikrochemischer Analysen identifiziert werden. Hierzu werden die Elementkonzentrationen (Ca, Sr, Ba und Mn) und das Strontiumisotopenverhältnis (87Sr:86Sr) der Otolithen bestimmt und in Bezug auf die Zusammensetzung des Untergrunds verschiedener Laichplätze betrachtet. Durch den Vergleich dieser Ergebnisse kann ein möglicher Austausch von Individuen zwischen den verschiedenen Populationen in der Nordsee und im Kanal identifiziert werden. Diese Analysen werden am Umweltcampus Birkenfeld (Hochschule Trier) durchgeführt.

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